by Friedrich Engels
from Von Paris nach Bern, Geschrieben Ende Oktober bis November 1848. Nach dem Manuskript.Zum ersten Mal veröffentlicht in der Zeitschrift "Die Neue Zeit", 17. Jahrgang, 1898/99, Bd. 1, Nr. 1 und 2
Im Gegenteil, sie weiß viel zu gut, daß sie der Stadt, der Entziehung aller groben Arbeiten, der Zivilisation und ihren hundert Reinlichkeitsmitteln und Toilettenkünsten die ganze Ausbildung ihrer Reize verdankt; sie weiß, daß die Mädchen auf dem Land, selbst wenn sie nicht schon von ihren Eltern jene, dem Franzosen so schreckliche Grobknochigkeit ererbt haben, die der Stolz der germanischen Race ist, doch durch die anstrengende Feldarbeit im glühendsten Sonnenschein wie im heftigsten Regen, durch die Erschwerung der Reinlichkeit, durch die Abwesenheit aller Mittel der körperlichen Ausbildung, durch das zwar sehr ehrwürdige, aber ebenso unbeholfene und geschmacklose Kostüm meistens zu plumpen, wackelnden, in grellen Farben komisch aufgeputzten Vogelscheuchen werden. Die Geschmäcke sind verschieden; unsre deutschen Landsleute halten es meist mehr mit der Bauerntochter, und sie mögen nicht unrecht haben: allen Respekt vor dem Dragonertritt einer handfesten Viehmagd und besonders vor ihren Fäusten; alle Ehre dem grasgrün und feuerrot gewürfelten Kleide, das sich um ihre gewaltige Taille schlingt; alle Achtung vor der Tadellosigkeit der Ebene, die von ihrem Nacken bis zu ihren Fersen geht und ihr von hinten das Ansehn eines mit buntem Kattun überzogenen Brettes gibt! Aber die Geschmäcke sind verschieden, und darum möge der von mir differierende, obgleich darum nicht minder ehrenwerte Teil meiner Mitbürger mir verzeihen, wenn die reingewaschenen, glattgekämmten, schlankgewachsenen Burgunderinnen von Saint-Bris und Vermanton einen angenehmeren Eindruck auf mich machten als jene naturwüchsig schmutzigen, struppigen, molossischen Büffelkälber zwischen Seine und Loire, die einen wie vernagelt anstarren, wenn man eine Zigarette dreht, und mit Geheul davonlaufen, wenn man sie in gutem Französisch nach dem rechten Wege fragt.
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